Tausendundeine Nacht

Tausendundeine Nacht

Alle Rechte beim Litag Verlag München

Die Geschichte von König Schahriyar und der schönen Scheherasad

Der Alte Mann:
Man sagt, dass vor langer Zeit in der persischen Stadt Samarkand ein mächtiger König herrschte. Sein Name war Schahriyar. Er war der glücklichste Mensch auf Erden, bis er eines Tages bemerkte, dass er von seiner Frau, die er über alles liebte, betrogen wurde. Da packte ihn eine Wut so furchtbar, wie man noch nie auf der Welt eine Wut gesehen hatte. Er  ließ seine Frau töten und gab seinem Großwesir einen schrecklichen Befehl:

Der Kaufmann (verwandelt sich in) König Schahriyar:
(zum alten Mann der sich in den Wesir verwandelt hat)
Von nun an sollst du mir jeden Tag eine junge Frau bringen, die ich heiraten werde. Am nächsten Morgen aber, sollst du sie töten. Niemals mehr wird mich eine Frau betrügen können!

Der Wesir:
Herrscher der Gläubigen, das wird...

König Schahriyar:
Tu wie ich dir befehle!

Der alte Mann (der sich wieder zurückverwandelt hat):
Da wagte der Wesir nicht mehr zu widersprechen und tat, wie ihm befohlen. Drei Jahre verstrichen. Es gab fast keine Mädchen mehr, die der König noch heiraten konnte, und im ganzen Land herrschten Angst und Schrecken.
Nun hatte dieser Wesir selbst eine wunderschöne und kluge Tochter. Ihr Name war Scheherasad. Eines Abends...

Die Tochter (nimmt ihren Schleier ab und verwandelt sich in) Scheherasad:
Lieber Vater, dieser Schrecken muss ein Ende haben. Ich möchte, dass du mich mit dem König Schahriyar verheiratest.

Der Wesir:
Was? Weißt du, was du da sagst? Kennst du nicht den schrecklichen Befehl? Ich werde dich, meine eigene Tochter töten müssen!

Scheherasad:
Nein Vater, das wirst du nicht. Ich habe einen geheimen Plan.

Der Wesir:
Und wenn er misslingt?

Scheherasad:

Er wird eben nicht misslingen.

Der Wesir:
Und wenn er eben doch misslingt.

Scheherasad:
Dann werde ich eben sterben müssen.

Der Wesir:
Nein!

Scheherasad:
Dann werde ich dem König Schahriyar erzählen, dass ich ihn nicht heiraten darf, und dann wird er dich töten lassen.

Der Wesir:
In Gottes Namen.
(Er verwandelt sich wieder) Der alte Mann:
Er sah, dass er sie nicht von ihrem Plan abbringen konnte, und so ging er zu seinem König.
(Er verwandelt sich wieder) Der Wesir:
Herrscher der Gläubigen, heute will ich Euch meine Tochter Scheherasad zur Frau geben.

König Schahriyar:

Mein lieber guter Wesir, weißt du, was du da tust? Morgen wird sie sterben müssen.

Der Wesir:
Ach mein König, das habe ich ihr auch erzählt, doch sie ist ein sturer Esel. Sie will und soll Euch heiraten. Ich konnte sie nicht davon abbringen. Ob ein solch stures Weib Euch wirklich Freude macht...

König Schahriyar:

Ob..? Doch... doch! Lasst alles zur Hochzeit bereit machen!

Der Wesir:

In Gottes Namen.
(Er verwandelt sich wieder) Der alte Mann:
König Schahriyar war sehr neugierig auf diese Frau, die ihn unbedingt heiraten wollte und es  wurde eine prachtvolle Hochzeit gefeiert. Nach dem Fest zog der König sich mit seiner neuen Frau in seine Schlafgemächer zurück.

(Der Kaufmann richtet mit Kissen und Teppiche ein Nachtlager ein, verwandelt sich wieder in König Schahriyar und führt Scheherasad herein ins Schlafgemach. Sie lassen sich nieder.)

Scheherasad:
König der Zeit, erlaube mir, dir eine Geschichte zu erzählen.
 
König Schahriyar:
Es ist schon spät.

Scheherasad:
Morgen werde ich sterben müssen.

König Schahriyar:
So habe ich es befohlen.

Scheherasad:
Dann wird niemand mehr da sein, um die Geschichte zu erzählen.

König Schahriyar:
Nein.
Was ist das für eine Geschichte, die du mir erzählen willst?

Scheherasad:
Mein Gemahl und König, es ist eine Geschichte, so spannend und aufregend, wie sie noch kein Mensch auf Erden je gehört hat.

König Schahriyar:
Gut, wenn sie wirklich so spannend und aufregend ist, dann sollst du sie erzählen. Ist sie aber langweilig und einschläfernd, dann werde ich dich morgen...

Scheherasad:
Ja?

König Schahriyar:

Nun fang schon an. Wie heißt deine Geschichte?

Scheherasad:

Die Geschichte vom armen Fischer Ali und dem Dschinni.



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